Der Selige Karl von Österreich: Schritte auf dem Weg zur Heiligkeit

von Br. Nathan Cochran, O.S.B.

 

1895 – Als achtjähriger Junge trifft Karl die Stigmatisierte Mutter Vinzentia im Ursulinenkloster in Sopron, Ungarn. Nach dem Treffen empfiehlt sie, den jungen Erzherzog besonders in das Gebet einzuschließen, weil er Kaiser werden, außerordentlich zu leiden haben werde und von der Hölle verfolgt werden würde. Eine kleine Gruppe beginnt für ihn und seine Ziele zu beten. Diese Gruppe entwickelt sich später zur Kaiser-Karl-Gebetsliga für den Völkerfrieden.

 

1922 – Der Kaiser stirbt am 1. April auf Madeira.

 

1923 – Wilhelm Miklas (Präsident der Republik Österreich von 1928 bis 1938) ersucht den Kardinalerzbischof von Wien, Dr. Friedrich Gustav Piffl, die notwendigen Schritte einzuleiten, um den Prozess der Heiligsprechung des Kaisers anzubahnen.

 

1925 – Bischof Sigmund Waitz (später Erzbischof von Salzburg), gewährt der Kaiser-Karl-Gebetsliga für den Völkerfrieden die kirchliche Approbation. Es beginnt der Diözesanprozess der Sammlung von Beweisen und Aussagen, der Zeugenbefragungen und der Abfassung einer endgültigen Biographie.

 

1949 – Die Causa der Heiligsprechung Kaiser Karls wird dem Vatikan unterbreitet. Karl wird der kirchliche Titel "Diener Gottes" verliehen.

 

1953 – Das Jahrbuch der Kaiser-Karl-Gebetsliga wird zum ersten Mal veröffentlicht. Neben dem Abdruck von Artikeln über den Diener Gottes berichtet die Publikation ausführlich über die Aktivitäten der Gebetsliga im Vorjahr und referiert Aussagen der Gläubigen, die glauben, dass ihnen Gnade zuteil wurde, nachdem sie um die Fürsprache des Dieners Gottes gebeten hatten.

 

1972 – Am 1. April, seinem fünfzigsten Todestag. wird Kaiser Karls Sarkophag geöffnet und sein Leichnam untersucht – wie es von der Kongregation für die Heiligsprechungen vorgeschrieben wird. Dieser Akt dient der Vergewisserung über den Zustand des Leichnams und der Sicherung möglicher Reliquien. Die Kommission wird von Seiner Exzellenz Bruno Wechner, Bischof von Feldkirch, geleitet. Weitere Kommissionsmitglieder sind u. a. der Bischof von Funchal und dessen Sekretär, ein Archäologieprofessor namens Romoli und dessen Team, ein Notar und zwei Ärzte. Zugegen ist auch eine große Gruppe, die aus Australiern, Südtirolern, Schweizern, Deutschen, einigen Portugiesen und einem Schweden besteht. Die Gebetsliga wurde durch den Jesuitenpater Henry Segur vertreten. Zu den anwesenden Familienmitgliedern gehören der älteste Sohn des Kaisers, Erzherzog Otto, sowie der jüngste Sohn des Kaisers, Erzherzog Rudolph. Als der Sarg geöffnet wurde, erwies sich der Leichnam des Dieners Gottes – trotz der Tatsache, dass ein Fenster im Sarg gebrochen und es dadurch möglich war, dass Feuchtigkeit und feuchte tropische Luft eintrat – als bemerkenswert gut erhalten. Kaiser Karl wurde zwar gleich nach seinem Tod einbalsamiert, doch wurde dies hastig und nur rudimentär getan und kann damit den Zustand, in dem der Leichnam gefunden wurde, nicht gänzlich erklären. Während ein unangegriffener Zustand eines der Anzeichen für Heiligkeit ist (die Leichname vieler Heiliger sind unverwest erhalten geblieben), deutet die Kirche dieses Anzeichen nicht ipso facto als Heiligkeitsbeweis. Der Leichnam des Kaisers wurde in eine neue Uniform gekleidet, die eigens für diesen Zweck mitgebracht wurde, in einen neuen Sarg gelegt, und der Sarkophag wird wieder versiegelt.

 

1994 – Die Positio für den Diener Gottes Karl von Österreich wird in Rom veröffentlicht. In ihr wird das Leben Karls ausführlich dargestellt, sie enthält eine vollständige und detaillierte Biographie, seine Schriften und die Dokumentation der Zeugenaussagen aller lebenden Menschen, die ihn gekannt haben. Sie umfasst zwei Bände und ist über 2.650 Seiten lang.

 

1995 – Die Historischen Berater der Kongregation für die Heiligsprechungen überprüfen das gesamte in der Positio enthaltene Material den historischen Tatsachen entsprechen . Ein Gremium von sechs Theologen wird damit beauftragt, die Hauptfrage: "War Kaiser Karl.von Österreich in einem heroischen Grade tugendhaft?” zu prüfen , diese wird bejaht. Die Ergebnisse der Beratungen werden von der Kongregation veröffentlicht.

 

2002 – Die Heroischen Tugenden des Dieners Gottes werden von dem neunköpfigen Theologengremium am 29. Oktober anerkannt und an die Bischöfe und Kardinäle der Heiligenkongregation zur Billigung der Vorlage eines Erlasses über die Heroische Tugend an den Heiligen Vater weitergeleitet.

 

2003 – Der Heilige Vater, Papst Johannes Paul II., proklamiert die Heroischen Tugenden des Dieners Gottes am 12. April und verleiht ihm den Titel „Ehrwürdiger Diener Gottes“.

 

2003 – Ein Dekret, mit dem ein Wunder verkündet wird, das dem Ehrwürdigen Diener Gottes zugeschrieben wird, wurde Papst Johannes Paul II. am 20. Dezember vorgelesen. Das Wunder betrifft eine polnische Schwester, die ein großes Krankenhaus in Brasilien leitete. Sie hatte ernsthafte Probleme mit ihren Beinen (Aufbrechen einer Ader, inerer Blutfluss) und wurde bettlägerig. Auch nach mehreren erfolglosen Operationen verheilten ihre Beine nicht, entzündeten sich und verursachten ihr ziemlich starke Schmerzen. Einer ihrer Mitbrüder legte ihr nahe, sie solle zum Diener Gottes Karl von Österreich beten. Die Nonne wies den Vorschlag zugunsten eines ihr mehr vertrauten und populäreren Heiligen zurück. Der Schmerz und die Entzündung nahmen jedoch nur zu. Schließlich betete die Schwester in ihrer Verzweiflung zu Kaiser Karl. Am folgenden Tag war sie vollständig geheilt. Auf Grund der Arbeit der Nonne im Krankenhaus und der zahlreichen Operationen ist ihr Fall durch verschiedene Ärzte und Krankenschwester gut belegt.

 

2004 – Feierliche Seligsprechung des Kaisers Karl am Sonntag, den 3. Oktober, 2004 auf dem S. Petrusplatz in Rom durch Papst Johannes Paul II. vor einer Menge von ungefáhr 50,000 Zuschauern. Das Fernsehprogramm wurde direkt ausgestrahlt in Eurovision, und spáter wiederholt durchaus der ganzen Welt. Zur Zeit, nimmt die Mitgliederanzahl der Gebetsliga stándig zu. Die Liga bemüht sich jetzt für die Heiligsprechung des Kaisers. Erliche Kirchen der ehemaligen Doppelmonarchie Österreich-Ungarn sind im Gange Kapellen und Altáre zur Ehre Karls zu widmen. Berichte Über Gebetserhörungen und mögliche Wundertaten des Seligen werden gesammelt und untersucht.